Mit dem zum neuen Schuljahr beginnenden Wahlfach Kurdisch an staatlichen Schulen soll das Verhältnis zwischen der Mehrheit der türkischen Bevölkerung und der kurdischen Minderheit im Land verbessert werden. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Türkei, dass Kurdisch in staatlichen Schulen gelehrt wird. An Universitäten gibt es bereits kurdische Studiengänge.
Die Kurden bilden die größte Minderheit innerhalb der Türkei. Rund 15 Millionen Kurden leben im Land, vorrangig an der Grenze zu Syrien und dem Irak. Da die Kurden von der türkischen Regierung lange Zeit nicht als eigenständiges Volk anerkannt wurden und ihre Sprachen und Gebräuche per Gesetz verboten waren, kam es immer wieder zu Aufständen, die in einen Bürgerkrieg mündeten. Zu Beginn der 1990er Jahre begann die türkische Regierung schließlich langsam mit Reformen, die den Kurden mehr Anerkennung brachten. So wurde auch das Verbot der kurdischen Sprache aufgehoben.
Der amtierende Ministerpräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, setzt sich mehr als jeder seiner Amtsvorgänger dafür ein, die Spannungen zwischen der türkischen Mehrheit und der kurdischen Minderheit zu lösen. Dennoch bleibt die Lage heikel und von Gewalt geprägt. Viele Kurden leben in großer Armut. Der neu eingeführte Kurdischunterricht an staatlichen Schulen ist aber ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Kurdische Politiker wünschen sich für die Zukunft noch umfassendere Umstrukturierungen im staatlichen Schulwesen und fordern, dass Kurdisch für kurdische Kinder zum Pflichtfach erhoben wird.